Cookies in space!

Backen ist so eine schöne Sache: Es duftet lecker im ganzen Haus, die Küche ist besonders warm und gemütlich und am Ende kommt auch noch etwas Leckeres dabei heraus. Im Gegensatz zur Küche, ist Backen im Weltraum allerdings tatsächlich noch totales Neuland und die Astronauten sehen sich Schwierigkeiten und auch Gefahren gegenüber. Jetzt kann man sich natürlich fragen, welchen Sinn es hat, auf der ISS Kekse zu backen. Die einfache Antwort lautet: Langfristig sollen die Lebensbedingungen im All verbessert werden. Wenn man sich anschaut, wie weit wir seit den ersten Mahlzeiten, die die Astronauten sich noch direkt aus Tuben in den Mund spritzen oder mit dem Strohhalm aussaugen mussten, dann haben sie es doch inzwischen ein wenig besser, unsere Pioniere im All!
Kochen und Backen im Weltraum ist eine der Hürden, die wir bewältigen müssen, wenn wir uns länger im All aufhalten wollen. Im Hinblick auf die langfristigen Pläne einer festen Raumstation auf Mond und Mars ein Thema, das tatsächlich nicht ganz unwichtig werden wird. Kochversuche in Schwerelosigkeit sind bisher überwiegend gescheitert, denn auf der Erde so einfache Dinge wie Zwiebelschneiden werden zu einer Gefahr, wenn herumfliegende Schalen oder kleine Stückchen die Filter verstopfen oder Geräte beschädigen. 2017 wurde die erste Pizza auf der ISS gebacken, tatsächlich mit mehr oder weniger frischen Zutaten und fertigen Teigrohlingen, jetzt im Dezember 2019 der Versuch mit den Keksen.
Verschiedene Fragen und Problematiken wurden angegangen:
Wie überträgt sich Hitze im Weltraum auf die Lebensmittel?
Wie kann man den Ofen unter kontrollierten Bedingungen abkühlen, so dass die heiße Luft nicht zur Gefahr wird?
Und wohin mit den verdammten Krümeln?
Wenigstens die letzte Frage werden die Astronauten leider nicht beantworten können oder müssen, denn die fertig gebackenen Kekse kommen zurück zur Erde, um dann dort analysiert zu werden, statt in den Mägen der Astronauten zu landen.
Bemannte Raumfahrt braucht Geld – und das wird überwiegend aus der Wirtschaft kommen, wenn man den momentanen Entwicklungen folgt. Der Versuch des Keks-Backens ist deshalb auch nicht ganz uneigennützig von eine US-amerikanischen Bäckereikette aus New York gesponsert worden. Fünf Tüten mit bereits vorbereitetem Teig wurde nach oben geschafft, was den Backspaß für die Astronauten erheblich minderte, da sie sie einfach nur noch in den etwa Mikrowellengerät-großen Ofen legen mussten. Natürlich nicht vorgeheizt, denn die Blase aus erhitzter Luft, die beim Öffnen der Tür entweicht, kann erheblichen Schaden und Verbrennungen anrichten. Bisher wird alles, was die Astronauten warm essen, mit einem Erhitzer auf 60° erwärmt – richtiges Backen ist mit solchen Temperaturen nicht möglich. Deshalb wurden die Kekse in einem von einem privaten Raumfahrt-Unternehmen gestellten speziellen Ofen bei unterschiedlichen Temperaturen unterschiedlich lang gebacken. Das Ergebnis: Kekse, die bei uns 20 Minuten bei 180° im Ofen sind, brauchen im All 2 Stunden. Bei 300°! Immerhin roch es wenigstens lecker auf der ISS, wenn man den Astronauten glauben kann.
Ob ihnen die Kekse allerdings überhaupt geschmeckt hätten, wird man in weiteren »Versuchen« testen müssen, denn der menschliche Geschmackssinn verändert sich im All. Die Geschmacksknospen der Zunge schwellen aufgrund der unterschiedlichen Flüssigkeitsverteilung des Körpers in Schwerelosigkeit an und viele Gerichte von oben wären für uns Erdlinge zu stark gewürzt oder schmecken »falsch«, die Vorbereitung des Essens für die Astronauten hier auf der Erde bringt also auch seine ganz eigenen Schwierigkeiten mit sich.
Nichtsdestotrotz würde ich zu gern mal eine Pizza aus dem Weltraum essen, vielleicht einen Pangalaktischen Donnergurgler dazu trinken und den Blick auf unseren kleinen blauen Planeten genießen …